Interne Informationen der DRK-Pressestelle zur Lage in Japan
1. Ungewöhnliche Konstellation
Das Deutsche Rote Kreuz hat seit letzten Freitag unter dem Stichwort "Tsunami 2011" zu Spenden für die Katastrophenopfer in Japan aufgerufen. Am Freitag war noch nicht klar, ob der gesamte Pazifikraum von dem Seebeben betroffen sein wird, daher der Spendenzweck - ergänzt um 2011 - damit die Leute nicht denken, wir sammeln auch für die Opfer von 2004.
Das Geld wird an das Japanische Rote Kreuz weitergeleitet. Es wird für Nothilfe, Wiederaufbau und Katastrophenvorsorge verwendet.
Wir haben voraussichtlich erst diesen Freitag einen ersten Spendenstand - im Moment ist er sechsstellig, doch es wird noch gebucht.
2. Kein DRK-Einsatz
Wir sind bisher von der Föderation und vom Japanischen Roten Kreuz nicht angefragt worden und es wird wohl auch nicht dazu kommen. Wir gehen davon aus, dass das Japanische Rote Kreuz dann eher die asiatischen Gesellschaften oder Australien und die USA anfragen würde. Daher kommt die Medienarbeit mit den "local heroes" diesmal nicht infrage. Wir freuen uns ja alle, wenn wir einmal die Chance bekommen, unsere Katastrophenschutz-Kompetenz darlegen können. Doch bisher haben wir Anfragen zur Ferndiagnose der Situation abgelehnt ("Was wäre, wenn ein deutsches Atomkraftwerk...wie würde man eine deutsche Stadt evakuieren..."). Das ist auch mit Herr Kast hier vom Fachteam so abgesprochen.
Dr. Seiters wird sich NICHT als ehemaliger Innenminister zum Ablauf von Massenevakuierungen äußern
und wir treten auch nicht als Fachorganisation zur Bekämpfung von Nuklearunfällen auf.
Damit wären wir zu dicht an der Atomdebatte in Deutschland.
3. Keine aktiven Spendenaktionen
Da das DRK nicht im Einsatz ist, wird es keine großen von uns aktiv gesteuerten Spendenaktionen geben. Wir freuen uns aber natürlich, wenn Veranstalter solcher Aktionen sich entscheiden, die Spenden dem Roten Kreuz zu überlassen.
Auch Spenden von Firmen werden entgegen genommen und Externe, die für solche Aktionen unser Logo verwenden wollen, müssen sich mit Jörg Angerstein/Anna Böhme abstimmen. Wir können auf Anfrage Banner und Plakate zur Verfügung stellen.
4. Lob von Bundespräsident und DZI
Infos zu Bundespräsident und DZI gibt es im Netz. Wir haben keinen O-Ton von Wulff zu seinem Spendenaufruf fürs DRK, aber die Presseinfo von gestern ist vom Bundespräsidialamt freigegeben worden. Wir werden empfohlen, da wir mit dem Japanischen Roten Kreuz eine seriöse Partnerorganisation haben, die schon vor der Katastrophe im humanitären Einsatz war.
5. Sachstand Japanisches Rotes Kreuz
Ich schicke hier einen Sachstand zu deren Arbeit (Stand gestern abend). Wir werden über die aktuelle Arbeit des Japanischen Roten Kreuzes etwa alle zwei Tage auf der Homepage und wenn möglich per Presseerklärung informieren.
Das Japanische Rote Kreuz leistet seit Beginn der Katastrophe am Freitag Tag und Nacht Hilfe für die Opfer. Es hat 55.000 Mitarbeiter und zwei Millionen freiwillige Helfer im ganzen Land.
Das Japanische Rote Kreuz kümmert sich um Zehntausende von Evakuierten in den Notunterkünften, es hat allein 2.400 Krankenschwestern, die in psychosozialer Betreuung ausgebildet sind.
Die dauerhafte Bedrohung erst durch das Beben, dann durch den Tsunami und nun durch die Reaktorkatastrophe ist für die Überlebenden auch eine ungeheure seelische Belastung.
Das Japanische Rote Kreuz hat über 400 mobile medizinische Teams mit 7.000 Fachkräften: Ärzten und Schwestern.
Über 700 Mediziner sind im Katastrophengebiet im Einsatz und werden ständig aus dem Pool von 7.000 Spezialisten ausgetauscht.
6. Prioritäten der Hilfe
Niemand kann sagen, wie die Nuklearunfälle von Fukushima die Situation in den nächsten Stunden verändern wird und vielleicht die Prioritäten verschiebt. Es geht nun in erster Linie um die Versorgung der Überlebenden. Die, die alles verloren haben, brauchen ein Dach über dem Kopf. Es sind über 2.500 Sammelunterkünfte in Schulen und Sporthallen zu betreuen mit Wasser, mit Nahrung, mit Kleidung und Schlafplätzen und nicht zuletzt ...mit Trost und Zuversicht. Einige abgelegene Regionen sind noch immer nicht vollständig von den Rettungskräften erreicht worden. Auch der Nachschub von Hilfsgütern und Nahrungsmitteln und Wasser ist mancherorts schwierig.
Der Suchdienst des Roten Kreuzes ist eingeschaltet, weil es zur großen Belastung für die Überlebenden wird, wenn sie keine Nachricht haben, wo Vater. Mutter, Bruder, Schwester sind. Über die Internet-Seite family-links kann jeder seine Suchanfrage abgeben oder nach Angehörigen suchen. In den Sammelunterkünften sind auch Fachleute des Suchdienstes, um Gesuche aufzunehmen.
7. Was passiert mit den Spendengeldern?
Die eingenommenen Spenden kommen Hilfsprojekten des Japanischen Roten Kreuzes zugute. Wir sammeln unter dem Stichwort "Tsunami 2011" Spenden, die wir an das Japanische Rote Kreuz weitergeben. Die Gelder werden dann in der Soforthilfe, im Wiederaufbau und in der Katastrophenvorsorge eingesetzt.
So wurde auch nach dem Tsunami 2004 verfahren. Bei zweckgebundenen Spenden hat die Organisation fünf Jahre Zeit sie für den Zweck zu verwenden. So soll die aktuelle Katastrophe bewältigt und künftige verhindert oder gemindert werden.
So hat das Rote Kreuz in Indonesien Geld eingesetzt für regelmäßige Katastrophenschutzübungen an indonesischen Schulen, in Medan in Indonesien konnte ein Rettungsdienst aufgebaut werden, um Verletzte schneller versorgen zu können. In Sumatra haben wir Katastrophenhelfer geschult, die bei Erdbeben der letzten Jahre zum Einsatz kamen.
In Orissa in Indien haben wir Schutzbauten - Gemeindezentren auf Stelzen - errichtet, die bei Flutwellen der ganzen Dorfbevölkerung Schutz bieten können.
Die Menschen müssen langfristig besser vor solchen Naturgewalten geschützt werden. Japan war da immer vorbildlich und sehr engagiert. Die Solidarität mit dem japanischen Volk ist groß, denn trotz der eigenen Wirtschaftskraft kann diese Katastrophe von Japan nicht allein geschultert werden.
8. Hier nochmal die Daten zum Spendenkonto
Spendenkonto: 41 41 41
Bank für Sozialwirtschaft
BLZ: 370 205 00
Stichwort: Tsunami 2011
Online unter: www.drk.de/spenden
Charity-SMS: SMS mit DRK an die 81190 senden und mit 5 Euro helfen.