Tadschikistan: Leben mit Überflutungen und Erdrutschen

Bei schweren Überflutungen und Erdrutschen Anfang 2009 sind Tausende von Menschen in Tadschikistan obdachlos geworden und haben ihre wirtschaftliche Grundlage eingebüßt. Das Rote Kreuz und der Rote Halbmond unterstützen die Bevölkerung beim Wiederaufbau und bei der Katastrophenvorsorge.
Meterdicke Schlammschichten
Saiffidin Sabirov und seine Familie haben ihr Haus und ihre ganze Habe verloren. Lang anhaltende Regenfälle im Südosten Tadschikistans hatten Anfang des Jahres schwere Erdrutsche ausgelöst und ganze Ortschaften verschüttet. Der Sechzigjährige denkt zurück: „Ich erinnere mich noch an die schweren, grauen Schlammmassen, die sich langsam den Abhang hinab auf unser Dorf zu bewegten. Es gab keine Möglichkeit, den grauen, kriechenden Riesen zu stoppen.“ Wie die anderen Bewohner des Dorfes Khuroson, deren Häuser unter einer meterdicken Schlammschicht verschwanden, lebt Familie Sabirov in einem Auffanglager des Roten Halbmondes. Mehr als fünfhundertdreißig Familien haben hier in Zelten vorübergehend eine Unterkunft gefunden und konnten mit dem Notwendigsten wie Decken, Hygieneartikeln und Nahrung versorgt werden.
Hilfe beim Wiederaufbau
Saiffidin Sabirov und seine Söhne haben von hier aus angefangen, ihr Haus wieder aufzubauen, unter Mithilfe der Katastrophenhelfer des Roten Halbmondes. Baumaterial ist knapp, weshalb viele regelmäßig an die Unglücksstelle, wo einmal ihre Häuser standen, zurückkehren, um Holzbretter und Bohlen sowie Lehm für neue Ziegel zu sammeln. „Es wird noch lange dauern, bis das Leben wieder seinen normalen Gang geht, aber wir fühlen uns nicht allein gelassen“, sagt Sabirov.
Vorbereitet auf Naturkatastrophen
Erdbeben, Lawinen, Überschwemmungen, Dürre oder Kältewellen gehören zum Leben der Menschen in Tadschikistan. Jedes Jahr ereignen sich aufgrund der geologischen und klimatischen Bedingungen des gebirgigen Landes an die fünfzig Naturkatastrophen. Die Folge sind humanitäre Krisen und hohe wirtschaftliche Schäden. Über viertausend Menschen verloren allein in diesem Jahr ihre Häuser und mit ihrem Viehbestand ihre wichtigste Lebensgrundlage.
Das Deutsche Rote Kreuz engagiert sich daher in der Hochrisikoregion des Zeravshan-Tals mit einem Projekt zur Frühwarnung und Katastrophenvorsorge. Die lokale Bevölkerung soll damit in die Lage versetzt werden, mit einfachen Mittel den verheerenden Launen der Natur besser zu begegnen. Ausbildung in Erster Hilfe, das Einsetzen von lokalen Katastrophenschutzteams sowie Risikokarten für einzelne Gebiete gehören dazu wie auch Ausrüstung mit Erste-Hilfe-Sets und Such- und Rettungswerkzeug. Dazu kommen Training sowie Informationsmaterial für Schulen und die Verbesserung der Kommunikationssysteme zur Vernetzung der lokalen, staatlichen und Hilfsorganisationen. Das Projekt mit Unterstützung des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung leistet damit einen entscheidenden Beitrag zur Selbsthilfe für die Menschen in Tadschikistan.