Südsudan: Zehntausende Vertriebene nach blutigen Auseinandersetzungen in Jonglei
Das neue Jahr hat im Südsudan mit den schlimmsten kriegerischen Auseinandersetzungen seit der Staatsgründung im Juli 2011 begonnen: Krieger der Lou Nuer, ein Nomadenvolk, haben nahe der Stadt Pibor im Bundesstat Jonglei Rache am Stamm der Murle genommen. Auf der Flucht vor den Kämpfen haben Zehntausende Menschen ihre Heimat verlassen. Die Südsudanesische Regierung hat den Notstand ausgerufen. Ute Velten, DRK-Delegierte im Südsudan, berichtet über die Situation vor Ort und die Rotkreuz-Hilfe.
„Die Stadt Lekongole soll vollkommen niedergebrannt sein“, sagt Ute Velten. „Etwa 20.000 Menschen konnten fliehen, insgesamt sind schätzungsweise 90.000 Menschen aus Pibor und Lekongole auf der Flucht. Viele Menschen, besonders Frauen und Kinder, haben dabei ihr Leben verloren, weil sie nicht schnell genug vorangekommen sind.“
Den Flüchtlingen fehlt es an allem. „Besonders wichtig ist es jetzt, die Menschen mit Trinkwasser und Nahrungsmitteln zu versorgen und Verletzte medizinisch zu behandeln“, betont Ute Velten. Weil es kaum Straßen gibt und das Gebiet um Pibor schlecht zugänglich ist, müssen Hilfsgüter eingeflogen oder langwierig durch den Busch transportiert werden. Das übernimmt vor allem die UN. Das Südsudanesische Rote Kreuz hilft bei der Registrierung der Flüchtlinge.
Medizinische Rotkreuz-Hilfe und Familienzusammenführung
„Im Krankenhaus der Stadt Juba werden mehr als 100 Patienten behandelt“. „Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz hat das Krankenhaus mit Medikamenten und Verbandsmaterial ausgestattet. Zudem hat das Südsudanesische Rote Kreuz Decken, Moskitonetze und andere Hilfsgüter bereitgestellt”, sagt Ute Velten. „Auch im nördlichen Malakal werden vom Roten Kreuz Verletzte behandelt.“
Neben der medizinischen Versorgung kümmert sich das Rote Kreuz darum, durch die Kämpfe auseinander gerissene Familien wieder zu vereinen. So hilft es beispielweise Kindern, die ihre Eltern verloren haben.
Spannungen im ganzen Land
Der Angriff ist der Höhepunkt eines langwährenden Konflikts. Zuletzt hatten die Murle den Stamm der Lou Nuer im Sommer 2011 angegriffen und ihnen mehr als 38.000 Rinder gestohlen. „Viehdiebstahl, Plünderungen und Brandschatzung sind im Südsudan nicht ungewöhnlich“, erklärt die DRK-Delegierte Ute Velten. „Wenn die Regenzeit vorüber ist, ziehen die Nomaden auf der Suche nach Weideflächen durch das Land und stehlen sich gegenseitig Vieh, um einander ihre Stärke zu zeigen. Durch den jahrzehntelangen Bürgerkrieg im Sudan sind nach der Teilung des Landes immer noch sehr viele Waffen im Land. Ferner leidet der größte Teil der Bevölkerung an extremer Armut und Hunger. Das verschärft die Konflikte.“
Um die Not der Bevölkerung zu lindern, unterstützt das DRK Projekte zur Lebensmittelsicherung im Südsudan. So wird die Trinkwasserversorgung durch die Reparatur und den Neubau von Brunnen verbessert und die Menschen lernen moderne Anbaumethoden, die für eine ertragreichere Ernte sorgen sollen. Zudem unterstützt das DRK den Aufbau von Gesundheitszentren.