Spätsommer, Pflaster und Flip-Flops - Vorläufige Wiesn-Schlussbilanz des Roten Kreuzes
"Die problematische Kombination von Sonne, Wärme und Alkohol hat auf der diesjährigen Wiesn eine gewichtige Rolle gespielt, wir mussten deshalb deutlich mehr Herz- und Kreislaufpatienten als im Vorjahr versorgen," sagt der ärztliche Leiter der BRK-Sanitätsstation Dr. Kurt Schneider in einer ersten Schlussbilanz. Aufgrund der milden Witterung seien aber auch positive Effekte eingetreten, da die Rotkreuz-Ärzte in diesem Jahr nur wenige Erkältungskrankheiten behandeln mussten und auch eine Grippewelle ausgeblieben sei.
Hinweis: Alle folgenden Zahlen bis einschließlich 4.10.09, dabei Sonntag geschätzt; in Klammern Vorjahr!
Im Vergleich zum (kühlen) Vorjahreszeitraum meldet das Rote Kreuz gestiegene Zahlen. Insgesamt kümmerten sich 1580 ehrenamtliche Rotkreuz-Helfer und 170 Ärzte um 8608 (6563) Patienten. Von diesen bedurften 3754 (3225) ärztlicher Versorgung. Die Zahl der kleineren Hilfeleistungen stieg dabei um knapp 50 Prozent auf 4.854 (3338). Die Rotkreuz-Sanitäter rückten mit ihren gelben Fahrtragen 2187 (1816) Mal für Einsätze in das Festgelände aus. Die Zahl der Wiesn-Besucher, die mit dem Rettungsdienst in die Hospitäler transportiert wurden, stieg mit 788 (518) Patienten an.
Liebling Pflaster und Flip Flop-Folgen
Die Rotkreuzsanitäter gaben in diesem Jahr 2611 Pflaster an Wiesn-Besucher aus, im Vorjahr waren es nur 1398 gewesen. Besonders häufig baten sie dabei um Heftpflaster für Fußblasen aufgrund noch nicht eingelaufener Haferlschuhe. Insbesondere weibliche Wiesn-Gäste zogen ihre Schuhe sogar ganz aus, gingen barfuss oder wechselten auf vermeintlich bequemere Schuharten, wie Flip Flops oder Ballerinas. Die Folgen waren leider häufig Schnittverletzungen an den Füßen, die meist von Glasscherben am Boden hervorgerufen wurden. Insgesamt nähten die Rotkreuzärzte in der Wiesn-Sanitätsstation in diesem Jahr 861 (788) mal Schnitt- und Platzwunden.
Anstieg der "Bierleichen"
Mit 759 (634) Patienten, die aufgrund zu hohen Alkoholkonsums in der BRK-Sanitätsstation medizinisch behandelt wurden, ist die Zahl der so genannten "Bierleichen" stark angewachsen. Die Rotkreuzärzte führen dies auf die spätsommerlichen Temperaturen und das damit einhergehende florierende Biergartengeschäft zurück. Viele Wiesn-Gäste, die sonst mangels Reservierung in den Zelten keinen Einlass mehr bekommen, fanden in den Außenbereichen Platz und blieben bis in die Nachtstunden. "Bei warmen Temperaturen wird das Wiesn-Bier meist nicht nur mehr, sondern auch schneller getrunken", sagt der ärztliche Leiter der Wiesn-Sanitätsstation Dr. Kurt Schneider. Dafür spreche auch, dass Patienten mit schweren Alkoholintoxikationen (mit Werten bis zu 3 Promille) in diesem Jahr häufiger vorkamen und in das Krankenhaus überführt werden mussten, da Lebensgefahr nicht auszuschließen war.
Der seit einigen Jahren feststellbare Trend, dass die Patienten mit akuten Alkoholvergiftungen "jünger und weiblicher" werden, setzt sich fort. Zwei Drittel der so genannten "Bierleichen" sind unter 30 Jahre alt, ein Drittel gehört (bezogen auf die Gesamtzahl) dem weiblichen Geschlecht an. Die Zahl der behandelten Jugendlichen unter 16 Jahren stieg mit 25 (23) Personen nur leicht an.
Weniger Kinder auf dem Wickeltisch
Die Kinderfundstelle von Rotem Kreuz und Jugendamt meldet wie im Vorjahr erfreulicherweise wenige verloren gegangene Kinder. Insgesamt wurden 18 (24) Kinder betreut, die meist bereits nach kurzer Zeit wieder ihren glücklichen Eltern übergeben werden konnten.
Bei den sommerlichen Temperaturen waren die Wickeltische und die Stillecke der BRK-Kinderfundstelle weniger gefragt als im Vorjahr, als die Kälte noch vielen Eltern den Weg in die Wärme des Raumes im Servicezentrum Theresienwiese wies. Auf der diesjährigen Wiesn nahmen 245 (325) Mütter und Väter das Angebot für ihre Sprösslinge dankbar an.