Schon wieder Fußball?
Was bleibt nach der Fußball-Weltmeisterschaft 2006? Dieser Frage ging das Münchner Rote Kreuz heute auf seiner Fachtagung "Führen von Einsatzkräften" nach.
Vier Monate nach dem größten Einsatz des Deutschen Roten Kreuzes nach dem Zweiten Weltkrieg zogen Vertreter der Hilfsorganisationen Bilanz. Welche Konzepte haben sich bewährt? Was muss weiterentwickelt werden? Und was haben die Hilfsorganisationen aus der WM gelernt?
Dirk Reichert vom DRK-Generalsekretariat zog aus gesamtverbandlicher Sicht des Roten Kreuzes ein Fazit. Er freute sich über diesen gelungenen Beweis der Leistungsfähigkeit des Roten Kreuzes und beleuchtete die beiden unterschiedlichen Arbeitsschwerpunkte. Dies waren zum Einen der Sanitätsdienst in den zwölf WM-Stadien sowie die anderen Sanitätsdienste auf privatrechtlicher Basis. Zum Anderen waren es die vielen Stunden, die im Bereich der öffentlichen Gefahrenabwehr im Hintergrund geleistet wurden.
Das Rote Kreuz leistete bundesweit knapp 900.000 überwiegend ehrenamtliche Einsatzstunden. Reichert wünschte sich, aus diesem Großereignis zu lernen und die Erfahrungen und Erlebnisse an die nächste Helfergeneration weiterzugeben.
Uwe Kippnich beleuchtete das Behandlungsplatzkonzept, das im Vorfeld der WM ausführlich entwickelt, angepasst und geübt wurde.
Rüdiger Buß stellte die Arbeit des gemeinsamen Lagezentrums der Hilfsorganisationen vor, das während der WM die rückwärtige Einsatzlenkung übernommen hatte.
Er betonte den Bedarf einer solchen Einrichtung zur Wahrung eines Gesamtüberblicks und zur Harmoniserung der Konzepte und Einsatzstrategien der verschiedenen Organisationen.
Die Arbeit des Lagezentrums hat nachhaltig zu einem Zusammenrücken der Hilfsorganisationen geführt.
Den Aspekt der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit beleuchteten Gerhard Huber und Gerhard Wechselberger vom Österreichischen Roten Kreuz aus Salzburg.
Sie schilderten die Schwierigkeiten im Vorfeld, einen Abgleich der Strukturen, Strategien, Personalqualifikationen, Materialkonzepte und Kommunikationswege. Durch entsprechende Vorbereitung und intensive Zusammenarbeit war ein wertvoller Beitrag zur Gefahrenabwehr am Spielort München möglich.
Thomas Haas vom Malteser Hilfsdienst stellte das Konzept der Unfallhilfsstelle vor und wünschte sich diese Struktur als Standard in der Gefahrenabwehr. Er plädierte für gemeinsame, organisationsübergreifende Standards, modulare und realistische Leistungsanforderungen und für eine gleichmäßige Verteilung dieser Einheiten auf die Kreisverwaltungsbehörden.
Vor allem die Planungen im Bereich der Landeshauptstadt München reflektierte Wolfgang Schäuble, Leiter der Münchner Berufsfeuerwehr.
Er betonte Defizite in der Planung und Koordination auf der Bund-Länder-Ebene und den geringen Stellenwert des Katastrophenschutzes in der Gesamtwahrnehmung der Sicherheitsbehörden. Dennoch gelang es, die Vorbereitungen termingerecht abzuschließen.
Einen Überblick über die staatliche Unterstützung gab Bernd Zaayenga vom Bayerischen Innenministerium in seinem Vortrag über die Herausforderung Fußball-Weltmeisterschaft.
Er dankte den Hilfsorganisationen für ihr Engagement und plädierte dafür, "das Schwungrad am Laufen" zu halten.
Hardy Häusler vom DRK-Landesverband Berlin gab einen Einblick in den Einsatz auf der Berliner Fanfest. Dort erbrachte das Rote Kreuz 6800 Hilfeleistungen für die 9 Millionen Besucherinnen und Besucher.
Häusler hob vor allem den Stellenwert der Helferfürsorge und der begleitenden Medienarbeit hervor.
In einer abschließenden Podiumsdiskussion bekräftigten die Referenten die Kernaussagen ihrer Vorträge. Jürgen Terstappen bemängelte die Aussonderung von elf Katastrophenschutzfahrzeugen in seinem Verantwortungsbereich. Bernd Zaayenga vom Bayerischen Innenministerium meinte daraufhin, der Freistaat Bayern werde sich im Rahmen seiner haushaltsrechtlichen Möglichkeiten für den Katastrophenschutz einsetzen.
Im kommenden Jahr wird der Betreuungsdienst Thema der Fachtagung sein. Mehr Informationen gibt es rechtzeitig auf der Fachtagungs-Webseite.