Quo vadis Ehrenamt - Diskussion zum ehrenamtlichen Engagement im Bevölkerungsschutz

Im Münchner Presseclub fand am vergangenen Montag eine Podiumsdiskussion zum Thema "Quo vadis Ehrenamt – Sicherheitsstandards und Demographieproblem" statt. Teilnehmer waren die Präsidentin des Bayerischen Roten Kreuzes, Christa Prinzessin von Thurn und Taxis, der Präsident der Bundesanstalt Technischen Hilfswerks, Albrecht Broemme und der Landtagsabgeordnete Josef Zellmeier (CSU). Ruthart Tresselt moderierte die Veranstaltung als Vorsitzender des Münchner Presseclubs.
Christa von Thurn und Taxis hob die Größe des Roten Kreuzes, die Vielzahl von Freiwilligen, die Bedeutung gerade in ländlichen Strukturen Bayerns und die daraus folgende besondere Herausforderung durch den demographischen Wandel hervor. Die Nachwuchssicherung sei dementsprechend eine entscheidende Voraussetzung dafür, dass das Rote Kreuz im Bevölkerungsschutz auch künftig handlungsfähig bleibe. Aber auch die Rahmenbedingungen dazu müßten geschaffen werden, etwa die rechtliche Gleichstellung der Helfer der Hilfsorganisationen mit denen der Feuerwehr oder des THW. Es könne nicht sein, dass diese Benachteiligung ehrenamtliches Engagement auch noch unnötig erschwere.
Auch für solche Themen berfürworte sie einen Ehrenamtsbeauftragten des Freistaates Bayern, wie ihn Josef Zellmeier (MdL) fordere. Dieser könne als "Kümmerer zwischen Bevölkerung, Organisationen und Politik" abseits von Sonntagsreden und Lippenbekenntnissen einen wichtigen Beitrag für die Anerkennung und Stärkung ehrenamtlichen Engagements leisten, so Thurn und Taxis.
Albrecht Broemme betonte, das Technische Hilfswerk sei mit 186 Jugendgruppen in Bayern in Sachen Nachwuchssicherung gut aufgestellt. Dennoch gebe es großes Potenzial, Jugendliche gerade für Aufgaben im Bevölkerungsschutz zu gewinnen. Als Perspektive wünsche er sich die stärkere Beteiligung von Frauen und Menschen mit Migrationshintergrund in den Gliederungen des THW. Als Anerkennung für seine ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer, aber auch als Signal des Entgegenkommens für die Arbeitgeber bemühe sich das THW zudem, bestimmte Aus- und Fortbildungen beispielsweise von der IHK zertifizieren zu lassen, so dass diese sowohl dem Helfer, dem THW als auch dem Arbeitsgeber zugute kommen.
Josef Zellmeier wies darauf hin, dass auch die beste Jugendarbeit nicht helfe, wenn sich immer mehr Organisationen um immer weniger Jugendliche bemühten. Die Gefährdungen und Einsatzanlässe im Bevölkerungsschutz stiegen zudem laufend an, was den Bedarf an ehrenamtlichen Helfern eher noch steigere. Für die Helfergleichstellung seien vor allem die Sozialversicherungsträger zuständig, er werde das Thema aber "verschärft angehen".
Zellmeier schlug zudem vor, ehrenamtlich Engagierten bei öffentlichen Arbeitgebern eine Art "Notenbonus" oder aber einen Nachlass bei den Studiengebühren zu gewähren. Um solche Themen könne sich ein Ehrenamtsbeauftragter neben der Koordination der unzähligen Freiwilligenorganisationen kümmern. Voraussetzung sei allerdings, dass er einerseits über personelle Ressourcen in seiner Geschäftsstelle verfüge, andererseits jedoch persönlich nicht vom Wohlwollen der Bayerischen Staatsregierung abhänge. In diesem Spannungsfeld gelte es, die Funktion zu etablieren.