Die Wiesn aus einer anderen Perspektive
– Grünwalder Sanitäter im Einsatz auf dem Oktoberfest
Die Planungen laufen schon seit einigen Wochen: umfangreiche Personaleinteilungen, viele Anfragen von Helfern und so einiges mehr. Dann ist er endlich da: der zweite Wiesn-Donnerstag, der Tag an dem die BRK Bereitschaft Grünwald zusammen mit Helfern aus Unterhaching und anderen Münchner Bereitschaften die Sanitätsstation auf der Festwiese betreibt. Zudem unterstützten uns dieses Jahr erstmalig Starnberger Kameraden und trugen so einen weiteren Schritt zur jungen aber umso erfreulicheren Partnerschaft mit den dortigen Sanitätern bei.
Wie schaut nun der Tagesablauf bei 15 Stunden ehrenamtlichen Einsatzes aus?
Donnerstag, der 4. Oktober 2012 um 8:30 Uhr treffen sich die ersten Sanitäter an der Wache in der Hubert-Hopf-Straße. Viele von Ihnen nutzen die Semesterferien oder haben sich extra den Tag freigenommen. Die erste Aufgabe ist das bereitschaftseigene Mehrzweckfahrzeug in einen Mannschaftstransportwagen umzubauen. Parallel tauscht man noch letzte Details über den Einsatzablauf aus, stellt erste Wetterprognosen auf und hofft auf einen gut besuchten Wiesn-Tag, bei dem sich die Notfälle in Grenzen halten werden. Die jahrelangen Erfahrungen lassen jedoch viel Arbeit erwarten. Anschließend macht man sich auf den Weg zur Theresienwiese.
Nach Registrierung und Begrüßung durch den Einsatzleiter beginnt offiziell der Dienst gegen 10 Uhr am Morgen. Die Grünwalder Helfer verteilen sich auf ihre verschiedenen Einsatzpositionen: vier der sechs Sanitäter werden auf den „gelben Bananen“ eingesetzt sein, wie man liebevoll die Tragen nennt. Ein Helfer wird den Tag über als Ansprechpartner für Angehörige, Patienten und Hilfesuchende am Info-Point der Sanitätsstation seinen Beitrag leisten. Ein weiterer Rettungsdiensthelfer wird gegen 17 Uhr hinzukommen und einen der zwei Erste-Hilfe-Container am Esperantoplatz oder an der U-Bahn Theresienwiese besetzen. Zu späterer Stunde ist es wichtig zusätzliche Helfer vor Ort zu haben. Insgesamt werden heute zirka 80 Sanitäter und Ärzte ehrenamtlich für Notfälle, welche halt leider nicht ausbleiben, bereitstehen.
Team 7 wird heute mit drei Grünwalder Helfern ausrücken. Doch bevor der Truppführer Christian Bormann sein Team per Funk einsatzklar melden kann, muss gemäß Qualitätsmanagement das Material (Notfallrucksack, Defibrillator und Sauerstoffeinheit) überprüft und desinfiziert werden. Diese Aufgabe wird gewissenhaft zusammen mit der medizinischen Tragenleiterin Jasmin Kohlenz und Rettungssanitäter Sebastian Herrmann durchgeführt.
Während Mario Wagner am Infopoint schon einigen Wiesn-Besuchern Auskünfte erteilen muss und sie gegebenenfalls zur weiteren Versorgung in den Behandlungsbereich begleitet, heißt es für Trage 7 erstmal warten. Der Grünwalder Rettungsassistent Nikolaus Schäfer wird die medizinische Verantwortung bei einem weiteren Tragenteam übernehmen. Bis in den frühen Nachmittag vertreibt man sich also erstmal die Zeit mit Schafkopf’n, Kaffeepausen und Gesprächen. Doch dann erklingt der langersehnte Gong und durch den Lautsprecher heißt es: „Einsatz für Trage 7“. In stetiger Funkverbindung zur Einsatzabwicklung rückt man zu ersten Patienten aus. Entgegen der allgemeinen Vermutung ist das Patientenspektrum sehr vielfältig. Sicherlich ist oft Alkohol im Spiel und macht den Groß der Einsätze aus, allerdings gibt es auch verschiedene internistische und chirurgische Notfälle.
Gegen Abend, mittlerweile regnet es in Strömen, häufen sich die Einsätze und die Sanitätsstation füllt sich immer mehr. Zunehmend müssen Rettungswägen Patienten in Münchner Kliniken abtransportieren und eine logistische Meisterleistung ist gefragt.
Froh ist man, als man zur Abstellung auf einen der Sanitätscontainer geschickt, dort auf den Kameraden Jonas Schmid-Drechsler trifft und es Zeit zum Verschnaufen gibt. Die ersten Erfahrungen der zurückliegenden Einsätze werden ausgetauscht und man begutachtet zusammen das abendliche Wiesntreiben auf den Gassen.
Nach weiteren Notfällen ist kurz nach Mitternacht der Feierabend gekommen. Die Tragen werden nacheinander aus dem Dienst genommen, die Behandlungsräume leeren sich und der Nachtdienst löst die mittlerweile über zwölf Stunden eingesetzten Teams im Behandlungszentrum ab.
Gemeinsam fährt man im Mannschaftswagen zurück nach Grünwald und lässt die Garage um viertel nach eins in der Nacht ins Schloss fallen. Insgesamt war der diesjährige Wiesn-Einsatz deutlich ruhiger als in den vergangenen Jahren, was die Leistung allerdings nicht schmälern soll. Trotz des verhältnismäßig schlechten Wetters war der Tag auf dem Oktoberfest wieder einmal das Highlight des Jahres.