Ballerinas und ein Nierenschalenschuh - Vorläufige Wiesn-Schlussbilanz des Roten Kreuzes
Erhöhte Patientenzahlen im Vergleich zum Vorjahr meldet die Wiesn-Sanitätsstation des Münchner Roten Kreuzes zum Abschluss des Oktoberfestes. Besonders häufig mussten in diesem Jahr chirurgische Weichteilverletzungen, wie Schürf-, Schnitt- und Platzwunden, behandelt werden. „Oft tragen junge Frauen zum Dirndl nur leichtes Schuhwerk, wie z.B. Ballerinas, die Glasscherben am Boden leider sofort aufreißen und schmerzhafte Schnittverletzungen an den Füßen hervorrufen“, sagt der ärztliche Leiter der Wiesn-Sanitätsstation Dr. Florian Fischer. Männer hingegen würden sich zwar durch festeres Schuhwerk seltener Verletzungen dieser Art zuziehen, dafür seien bei Ihnen verstärkt die Hände gefährdet, z.B. durch zersplitternde Maßkrüge nach zu kräftigem Anstoßen.
Nierenschale als Schuhersatz
Einer 22-jährigen Münchnerin, die am vergangenen Dienstag gegen 23.00 Uhr in der Wirtsbudenstraße in eine Glasscherbe trat, nützte allerdings auch ein Lederschuh nichts. Sie erlitt eine Schnittwunde an der linken Fußunterseite, die vom Rotkreuzchirurgen in der Hauptsanitätsstation im Servicezentrum Theresienwiese mit wenigen Stichen genäht und anschließend bandagiert wurde. Mit ihrem Verband am Fuß kam die Patientin allerdings nicht mehr in ihre Pömps. Die BRK-Helfer an der Patientenannahme und eine Mitarbeiterin der Firma IBS-Security erkannten die Mißlage und reagierten unkompliziert. Mit flinken Handgriffen ersetzten sie den Schuh durch eine Nierenschale, die eigentlich dem Auffangen von Mageninhalten dient, und verliehen dem sandalenartigen Gebilde durch Klebeband ausreichend Stabilität. Zwar leicht humpelnd, aber dankbar machte sich die Patientin schließlich auf den Nachhauseweg.
Zahlen zum BRK-Einsatz auf dem Oktoberfest
Alle nachfolgenden Zahlen bis einschließlich 4.10.10, dabei Montag geschätzt; in Klammern Vorjahr; Wichtiger Hinweis: 2010 um einen Tag verlängertes Oktoberfest!
Die Sanitäter und Ärzte des Münchner Roten Kreuzes kümmerten sich um 9698 (8804) Patienten. Von diesen mussten 4317 (3799) ärztlich behandelt werden. Die ehrenamtlichen Rotkreuz-Sanitäter rückten mit ihren gelben Fahrtragen 2346 (2191) Mal für Einsätze in das Festgelände aus. Die Rotkreuzchirurgen nähten in diesem Jahr in der Sanitätsstation 586 (864) Mal die kleinen Wunden von Wiesn-Besuchern. 1253 (831) Wiesn-Besucher mussten von den Rettungsdiensten in die umliegenden Hospitäler transportiert werden. An den heuer 17 Wiesn-Tagen leisteten die Helfer und Ärzte des Münchner Roten Kreuzes insgesamt 1911 Schichten. In Spitzenzeiten, wie z.B. an Wiesn-Samstagen, arbeiteten gleichzeitig bis zu 131 ehrenamtliche Helfer und 11 Ärzte.
Ohne Hinzurechnung des zusätzlichen Montags (4.10.) ergibt sich eine Steigerung der Patientenzahl im Vergleich zum Vorjahr um 4,85 Prozent.
Blasenpflaster, Kopfschmerzen und Kreislaufprobleme
Große Nachfrage herrschte in diesem Jahr nach Blasenpflastern für wundgelaufene Füße - oft aufgrund noch nicht richtig eingelaufener Haferlschuhe. Aber auch Kopfschmerztabletten wurden häufig, insbesondere an den Wiesn-Tagen mit sommerlichen Temperaturen, erwünscht. Die Gesamtzahl der kleineren Hilfeleistungen stieg von 5005 im Jahr 2009 auf nun 5381.
Das Hochdruckwetter in der ersten Wiesn-Woche sowie am letzten Wochenende machte vor allem älteren Personen zu schaffen, die über Herz- und Kreislaufprobleme klagten.
Mehr Alkoholintoxikationen
860 Personen mussten in diesem Jahr in der BRK-Sanitätsstation wegen überhöhten Alkoholkonsums ärztlich überwacht werden. Das bereits hohe Vorjahresniveau (772) wurde damit übertroffen (2008: 634 Personen). Die Erfahrungen aus den Vorjahren setzen sich fort: Die Patienten sind überwiegend im Alter von 18 – 30 Jahren, ungefähr ein Drittel davon gehören dem weiblichen Geschlecht an. Erfreulich ist, dass die Zahl der Jugendlichen unter 16 Jahren in diesem Zusammenhang mit 27 (25) nahezu konstant blieb.
Friedliche „Historische Wiesn“
Die Jubiläumsfeier „200 Jahre Oktoberfest“ war auch aus Sicht des Roten Kreuzes rundum gelungen und von bayerischer Gemütlichkeit, ruhigem Familienpublikum sowie entspannter Atmosphäre geprägt. Insgesamt zählten die Rotkreuzsanitäter in den 18 Tagen zwar 1144 Hilfeleistungen, die sich aber zum überwiegenden Teil auf Pflaster, das Anlegen von Verbänden oder die Versorgung des Personals nach kleineren Blessuren beschränkten. Besonders erfreulich war, dass Behandlungen stark alkoholisierter Personen nur in sehr wenigen Fällen nötig waren und Versorgungen nach Körperverletzungen gänzlich ausblieben.
Mehr Kinder
Dass in diesem Jahr wieder mehr Familien mit Kindern den Weg auf das Oktoberfest gefunden haben, zeigen auch die Zahlen der BRK-Kinderfundstelle. 321 (245) Eltern wickelten und stillten ihre kleinen Kinder abseits vom Wiesntrubel im freundlichen Raum innerhalb des Servicezentrums Theresienwiese. Rotes Kreuz und Stadtjugendamt betreuten heuer 37 (18) verloren gegangene Kinder unter 14 Jahren, die nach meist kurzer Betreuungszeit den jeweiligen Eltern wieder übergeben werden konnten.