24 Stunden gemeinsames Lernen und Action: Feuerwehr und Rotes Kreuz üben gemeinsam für den Ernstfall
Ehrenamtliche Nachwuchshelferinnen und -helfer von Rotem Kreuz und Freiwilliger Feuerwehr Oberhaching übten am Freitag und Samstag 24 Stunden lang gemeinsam für den Ernstfall. Dabei standen das gemeinsame Lernen und Helfen im Mittelpunkt. Auf dem Programm standen Ausbildungseinheiten sowie insgesamt fünf realitätsnahe Übungsszenarien. Inhalt und Zeitpunkt der Übungseinsätze waren den rund 30 Übungsteilnehmern nicht bekannt.
"Die Jugendlichen haben die verschiedenen Aufgaben toll gemeistert", freut sich Johannes Wagmüller vom Deisenhofener Roten Kreuz, einer der ehrenamtlichen Organisatoren der Übung. "Feuerwehrler und Rotkreuzler haben einen guten Einblick in die Stärken der jeweils anderen Organisation bekommen und konnten das bei den Übungseinsätzen direkt anwenden." Korbinian Egger von der Freiwilligen Feuerwehr Oberhaching ergänzt: "Der Organisationsaufwand hat sich in jedem Fall gelohnt. Es hat allen Beteiligten Spaß gemacht und war für einige Teilnehmer sicher lehrreicher als jede Trockenübung." Die Übung fand nach 2009 bereits zum zweiten Mal in diesem Rahmen statt.
Die gemeinsame Übung begann am Freitag um 17 Uhr mit dem Einrichten der Unterkünfte im Rotkreuz- und im Feuerwehrhaus. Die Teilnehmer bauten ihre Feldbetten auf und lernten sich kennen. Anschließend gab es eine gemeinsame Sicherheitseinweisung, bei denen die Helfer auf die Regeln der Übung und die Sicherheitsvorkehrungen aufmerksam gemacht wurden. Zum Abendessen gab es Schweinefilet mit Serviettenknödeln, zubereitet vom Küchenteam des Deisenhofener Roten Kreuzes.
Um 19 Uhr übten die Helfer dann gemeinsam mit den verschiedenen Tragen das Retten von Verletzten. Die Helfer lernten, wie die komplizierte Fahrtrage eines Rettungswagens zu bedienen ist und welchen Vorteil die Schleifkorbtrage der Feuerwehr bei Rettungseinsätzen bietet. Um 21 Uhr forderten dann gleich zwei parallele Übungseinsätze die Fähigkeiten der Helfer. Während die einen die Verätzungen eines Mannes behandelten, dessen Autobatterie bei einer Reparatur geplatzt war, versuchten sich die anderen an der komplizierten Rettung eines Verletzten, der im früheren Hackschnitzelheizwerk in der Pestalozzistraße unglücklich von der Leiter gefallen war. "Feuerwehr und Rotes Kreuz haben sich da ideal ergänzt", freut sich Johannes Wagmüller. Die Einsätze waren natürlich nicht echt, sondern vom gemeinsamen Organisationsteam vorab minutiös geplant worden. Örtlichkeit, Unfallhergang, geschminkte Verletztendarsteller und passende Requisiten: Alles war bereit, um den Übungsteilnehmern möglichst realitätsnahe Bedingungen zu bieten. "Das ist wichtig, um einen gewissen Stress zu erzeugen und den Teilnehmern beizubringen, was sie bei echten Einsätzen erwarten könnte", sagt Korbinian Egger. Nach einer gemeinsamen Nachbesprechung der Einsätze gingen die Teilnehmer schlafen.
Ihre Nachtruhe dauerte jedoch nur bis kurz vor drei Uhr morgens. "Grünwalder Weg, Parkplatz der Firma Bürklin, schwerer Verkehrsunfall, mehrere Verletzte" lautete der Einsatzauftrag für Feuerwehr und Rettungsdienst des Roten Kreuzes. Die Helfer fanden zwei Autos vor, die frontal ineinander gefahren waren. Die Helfer des Rettungsdienstes verschafften sich einen Überblick und kümmerten sich um die beiden Verletzten, die eingeklemmt waren und deshalb von der Feuerwehr gerettet werden mussten. Die Feuerwehr bereitete dementsprechend alles für die technische Rettung vor, leuchtete die Unfallstelle aus und stellte den Brandschutz sicher.
"Entscheidend bei diesem Einsatz war die enge Abstimmung zwischen Rettungsdienst und Feuerwehr zum Vorgehen bei der Rettung", so Johannes Wagmüller. "Wichtig ist immer auch die Aufstellung der Fahrzeuge, damit keiner den anderen behindert." Nach weniger als einer Stunde waren beide Verletzte befreit und auf dem Weg in das Übungskrankenhaus.
Etwas müde erschienen die Teilnehmer am Samstag zum Frühstück, das das Küchenteam bereits vorbereitet hatte. Es folgte eine Einweisung in verschiedene Hydranten. Während die Feuerwehr hier Experte ist, war der Umgang mit Hydrantenschlüssel und Standrohr für die Rotkreuzhelfer ungewohnt. Da das Deisenhofener Rote Kreuz als Betreuungseinheit im Katastrophenschutz jedoch über einen so genannten Wassersatz zum Transport und zur Ausgabe von Trinkwasser verfügt, muss auch der Umgang mit Hydranten sitzen.
Um 11 Uhr folgte dann der nächste Alarm. "Feueralarm im Kindergarten Bienenkorb" lautete das Einsatzstichwort. Als Feuerwehr und Rettungsdienst eintrafen, hatten die Erzieherinnen die Kinder schon in den Garten des Kindergartens in Sicherheit gebracht. Die Feuerwehr erkundete unter Atemschutz das Gebäude und rettete ein verletztes Kind, das der Rettungsdienst anschließend versorgte. Weil die evakuierten Kinder betreut werden mussten, bis die Eltern sie abholten, forderte die Feuerwehr die Schnelleinsatzgruppe Betreuung des Roten Kreuzes nach. Diese Gruppe, der auch die Bereitschaft Deisenhofen angehört, kümmert sich im Einsatzfall um Unverletzte, die vorübergehend untergebracht und betreut werden müssen. Die Helfer richteten in zwei Klassenzimmern der Grundschule Oberhaching eine Betreuungsstelle ein und begleiteten die Kinder dorthin. Die Spielzeugkiste aus dem Geräteanhänger sorgte dafür, dass den Kindern nicht langweilig wurde, bis ihre Eltern sie abholten.
Nach dem Mittagessen sollte dann der letzte Übungseinsatz folgen. Das Szenario: Zwei Jugendliche waren in die Grundschule Deisenhofen eingestiegen und hatten dort ein Feuer verursacht. Sie konnten sich jedoch nicht aus dem Gebäude retten, weil sie Rauchgase eingeatmet und sich verletzt hatten. Eine Nebelmaschine sorgte dafür, dass die Sicht für die Atemschutztrupps eingeschränkt war. "Die Feuerwehr sollte die Verletzten im Gebäude finden, sie retten und den Brand bekämpfen", sagt Korbinian Egger. "Der Rettungsdienst wiederum sollte die Verletzten versorgen."
Genau zu Beginn der Übung kam es jedoch zu einem so heftigen Gewitter, dass die Übung abgebrochen werden musste.
So hatten die Helfer Zeit, gemeinsam aufzuräumen, Fahrzeuge und Material wieder einsatzklar zu machen und ihre Feldbetten abzubauen. Um 18 Uhr endete die Übung mit einem gemeinsamen Grillabend in der Fahrzeughalle des Rotkreuzhauses. Die Tische der Teilnehmer leerten sich verdächtig schnell. "24 Stunden Übung mit wenig Schlaf hat man ihnen zum Schluss schon angesehen", schmunzelt Johannes Wagmüller. "Aber auch das Organisationsteam freut sich jetzt auf den Feierabend und einen erholsamen Schlaf."